Dienstag, 22. Dezember 2015

Schlaflosigkeit

die nächste Nacht wo ich wach liege
den Kopf voller Unsinn, den die Zeit bringt
alle Hausmittel probiert:
Rotwein, Joint, Kakao, Musik
Musik und Rotwein war Tipp von meinem Papa
ich wollte ihm schon am Telefon sagen:
"Ja, ich werde Rotwein probieren und wenn das nicht reicht, einen Joint rauchen."
Ich hätte es so gerne gesagt. Genauso wie meine Mama nun endlich weiß, dass ich manchmal rauche. Mit 26 nicht mehr heimlich rauchen. Ich werds nicht vor ihr tun aber sie weiß es jetzt. Befreiend. Enttäuscht hin oder her.
Mama schläft immer beim Fernsehen ein. Das finde ich erstens ungesund, zweitens hab ich keinen Fernseher, drittens hat das bei mir zwar meistens funktioniert bis mich e. aufgeweckt hat um mich ins Bett zu bugsieren. Wo ich dann erst wieder wach war. Nein. Bei e. konnte ich meistens schlafen. Mit ihm an meiner Seite
e.
Gedanken kreisen. Steam pusht mir eine Nachricht in die Augenwinkel: e. ist online und am zocken. Kann wohl auch nicht schlafen.
was ging nur schief?
Wie hab ich mich so eingesperrt gefühlt bei ihm? So comfortably numb? So nicht lebendig aber bequem
Ich will noch immer nicht eingestehen, dass das alles nicht war, was ich will und brauche. Ich wollte ihn heiraten, ich wollte mit ihm alt werden und alles... Hab ich das jemals wirklich geglaubt? Ich hab mich da reingesteigert über Jahre und hab ihm das Drama irgendwie verkauft. In Wahrheit bin ich ein kleines, naives Mädchen, das ihren Prinzen so lange küssen wollte, bis sie überzeugt ist, dass er doch nur ein Frosch ist. Dann liegt er überfahren auf der Straße und ich sage: Armer Prinz. Mein armer Prinz!
Panik, wieder zu ihm zu kommen um dann bei ihm zu sein, während er online um am zocken ist, und ich wie sein Haustier auf der Couch, gelangweilt wie eine Wohnungskatze in der Stadt.
Ich hatte gefunden was ich wollte, den schönsten Sommer mit sk. Wie hab ich das nur so zerstört? Wahrscheinlich musste es sein. My favorite mistake, es anzufangen und zu beenden. Wobei das Ende wohl notwendig aber gleichzeitig mein least favorite mistake ist.
Überfahrener Frosch auf der Straße.
Einsamer Planet, der dann doch ein Stern ist.
Seine wiedergekehrte Prinzessin küsst ihn lebendig, der will ich nicht im Wege stehen. Ich weiß nicht ob sie beide jetzt Frösche oder junge Royale sind. Oder ob sie befreundet sind und sich auf Abstand halten.
Ich hätte ihn nur gerne aus meinem Kopf oder bei mir in meinem Bett.
Schauen wir mal.
Was mit e. ist, ist erstarrt und bleibt so durch die Gegenwart.
Sk ist entweder Vergangenheit oder Zukunft, ich bin nicht mehr und noch nicht dort.
Gedanken kreisen
um diese beiden Zecken
und rauben mir den Schlaf
sogar wenn ich bei R schlafe, der Mann mit den schönen Zähnen, der mich kuschelt, küsst und umarmt, der auch so herzlich ist mit seinen Freunden, der noch seine Pläne hat mit der Welt. Aber hat er auch Interesse an mir? Oder bin ich Hauptsache Frau? Wäre ich überhaupt bereits bereit dafür?
Ich glaube nicht.
R ist Gegenwart oder Zukunft.
Zukunft ist immer oder.
e. ist Mitternachtssonne. Irgendwann ignoriert man sie und geht trotzdem schlafen. Wenn man kann. Viele Sterne machen die Nacht, ein Stern macht den Tag.
Sk. Sk sk sk. Das pure Leben; kein Geld, kein Luxus, aber das schönste Leben, das größte Glück. Und ich wirf es einfach weg, erschrocken von der Lebhaftigkeit eines wütenden Kindes. Verliebt in das wütende Kind aber nun traurig, dass es mich nicht mehr an sich ran lässt. Kann es ihm leider nicht verübeln.
Ich glaube ich hätte die Trauben nicht essen sollen. Einige sind noch da, sie gären schon ein bisschen. Nicht alles was ich aus dem Müll fische ist noch gut. Manchmal täusche ich mich und esse es dann aus Mitleid.
Ich muss aufhören Männer zu sammeln. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht binden kann, ich kann mich nur nicht mehr ganz losreißen. Zeckenbefall.

Was gibt es anderes zu denken für einen Menschen ohne Probleme wie mich? Als über Herzscheiße und die Sinnlosigkeit des Lebens? Ein bisschen Neid an die, die ums Überleben kämpfen und einfach diesen Frieden wollen, Arbeit und Familie, Freunde und gute Nachbarschaft. Machen die sich auch Gedanken über die Sinnlosigkeit und Herzscheiße? Oder teilen sie Vergangenheit, Gegenwart und/oder Zukunft in Syrien, Türkei und Europa? So oder so, sie werden enttäuscht sein. Oder nicht?
Ich hätte Charles Bukowskis Gedichte nicht lesen sollen.
Suderant.
Zynisch sein kann ich selber, das hilft mir jetzt nicht. Hilfs- und Heilsversprechungen auch nicht. Religion denen, die's brauchen. Wieder die. Opium für das Volk.
Damit könnt ich jetzt schlafen.
Mein Gras ist aus.
Ich könnte jetzt so eine gestandene Feministin zeichnen, mit Kohle auf Papier, und sie verkaufen für ein bisschen Weed.
Es ist 5 Uhr früh. Zwei Stunden tu ich mir das noch an, dann steh ich auf. Schlafen ist so schön.
Ich frag mich, ob das, was da so seltsam scharf auf meiner Zungenspitze liegt, in den nächsten Tagen als Schimmel auf den Trauben gelegen wäre.
Ich frag mich, ob meine Oma nicht an Leukämie gestorben wäre, wenn sie verdorbene Lebensmittel weggeworfen hätte, anstatt -wie ich heute auch- einfach den Schimmel runterzuschneiden und den Rest zu essen. Mit meiner Oma bin ich das erste Mal dumpstern gegangen. Ich frag mich, ob das wirklich passiert ist, oder ob ich das geträumt hab. Oder ob das nur wieder so eine Erinnerung ist, an die sich niemand außer mir erinnert.
Nicht an die Zukunft denken, dabei schlaf ich nicht ein.
Nicht an die Vergangenheit denken, wenn sie sich noch in die Gegenwart streckt.
Gegenwart.
Mein Körper auf der Matratze, mein Gewicht drückt sich da rein. Bin ich entspannt? Ausatmen, schwerer werden. Mit jedem Ausatmen schwerer werden.
Ich stehe vor einer Tür
vorher hab ich sie von der anderen Straßenseite aus gesehen, die Schatten um mich vertrieben, dem rosa leuchtenden Schild über der Tür gefolgt. Mir eine Zahl ausgedacht, die auf dem Schild steht. 33. Nein 34. Warum nicht 36. und mich gefragt, ob es Zufall ist, dass e. mit 36 zum Frosch erklärt wurde und ich mir dann einen neuen 36-jährigen Prinz gesucht habe. Was age really not an issue?
Ich steh noch immer vor der Tür.
Der rosa Schimmer flieht über den Gehsteig, nimmt mich fast mit, zieht mich weg. Aber ich will doch rein. Drücke die Klinke, große schwere Clubtüre. Dann bin ich eingeschlafen.
Funktioniert das nochmal?
Will ich das, oder will ich lieber zu sk fahren? Wohin soll sie hingehen, meine mentale Reise um einzuschlafen? Ich will von sk träumen.
Aber wer weiß, was in diesem Club auf mich wartet?
Warum muss sogar mein Weg zum Schlaf so ein zweifelhaftes Labyrinth sein?
Wie lang dieser Text wohl schon ist?
Ob den mal wer lesen wird? Ob ich den mal lesen werde? Und wenn ich alle Namen nackt und offen ausschreibe?
Nacktbilder im Internet
Tätowierungen
gefärbte Haare
High heals
Geflirte mit der Kamera
all these girls with shiney hair, i was never part of them
Aber sie wirken so mutig und energisch.
Oder?
Schlafen....
Labyrinthe...
Clubtüren..
am Weg zu sk
dort soll ich nicht hin, er kann mich nicht brauchen und ich muss ihn loslassen. Wieso sagen alle bei sk, dass ich darüber hinwegkommen werde? Wenn es doch nicht das ist, was ich will? Ich will zu ihm zurück. Aber mal schauen was sich hinter dieser Clubtüre verbirgt.
Ein Nirvana-Konzert
vielleicht
ist mein alter Mitbewohner dort
und wir trinken um die alten Zeiten und auf neue.
Tanzen wie früher im alten Werk,
wo e. sein Bier mit mir teilt und sk mich zum tanzen bringt
und ich beide noch gar nicht wirklich kenne.
Ja.
Mit diesem Gedanken stell ich mich jetzt wieder in den rosa Schimmer vor der Tür
und versuch das mit dem Schlafen nochmal
in der Hoffnung, dass ich bei Erfolg nicht wieder durchschlafe bis Nachmittag.
Immerhin hab ich auch mal Weihnachtsstress.
Morgen.

Freitag, 11. Dezember 2015

zecken an losen schnüren

alright, so es wird winter und alle wollen kuscheln und sehnen sich nach liebe und zärtlichkeit und etwas schöneren und abwechslungsreicheren tätigkeiten als bier mit freunden

ich bin ja genauso
und ich kann nix loslassen
nicht nix, aber nix das mir ans herz gewachsen ist
wie ein zeck
oder zwei
und mich aussaugt, weil ich mir sorgen um sie mach
dass ihnen nicht kalt wird im winter
weil sie ja lieber ihr geld für drogen ausgeben als für die reparatur ihrer therme
oder ihrer zähne
diese armen zecken
mein blut ist warm und für sie da, wenn sie es brauchen
vielleicht. vielleicht.
vielleicht nicht.
immerhin hab ich irgendwann mal den wunsch geäußert,
nach einem mann mit schönen zähnen
und ambitionen;
der nach meinem harten arbeitstag mit essen auf mich wartet,
oder mit bier und badewanne :)
und wenn das alles ist, hab ich den für jetzt gefunden.
wahrscheinlich ist nur, dass er keine frau mit zecken mag.

Samstag, 14. November 2015

und noch mehr weltschmerz und zynismus

(morgen hör ich damit auf, versprochen)

Was mich ja eigentlich aufregt, sind privilegierte Menschen die ihre Privilegien nicht reflektieren oder die ihre Chancen nicht nutzen und sich beschweren. Dass die gängigen Etiketten wie Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion und körperliche oder psychische Disposition noch nicht alle Dinge sind aufgrund deren man diskriminiert wird, ist mir dabei allerdings auch bewusst. Das relativiert dann meinen Ärger ein bisschen. Eigensinn und Freigeist muss respektiert werden, und ich bewundere starken Eigensinn und wilden Freigeist; ich verehre das tobende innere Kind.
Dennoch: Mich ärgern also weiße, west- oder mitteleuropäische, heterosexuelle Männer, die von ihren Familien eine Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen, die ihr unverdientes Geld für irgendeinen Scheiß ausgeben aber nicht für das, was sie eigentlich bräuchten. Es ärgert mich NICHT, dass sie ihr Geld nicht verdient haben, da ärgert mich das Credo, dass man seinen Lebensunterhalt erst verdienen muss, viel viel mehr. Aber das ist der Punkt mit Privilegien reflektieren. Wenn man in der glücklichen Position ist, dass man sein Leben dorthin steuern kann, wo man erheblich mehr Einfluss hat, als sich einfach rauszuhalten und auf alles Verwerfliche zu verzichten, dann sollte man das doch tun. Andererseits wurde von privilegierten Menschen eh schon viel zu viel getan, sollen sie sich doch ausrasten auf den ererbten Errungenschaften und für eventuell doch noch künftige Kinder nichts mehr übrig lassen. Das ist jetzt keineswegs sarkastisch gemeint. Ich denke, ich bin gegen Erbe. Ich erwarte mir auch kein Erbe von meinen Eltern. Was ich sagen will ist, dass es eh durchaus legitim ist, keinen Beitrag zur staatlichen Gesellschaft zu leisten; aber es ist nicht legitimer als der Versuch, diese Gesellschaft von innen heraus zu verändern.
Was mich aber doch ziemlich aufgeregt hat, sind eben solche privilegierten Menschen, die kiffend und die Welt verteufelnd zuhause sitzen, zocken, über neue Drogen recherchieren, irgendwann raus wollen aus diesem Scheiß-Land, die den Großteil der Menschen für verblendet, achtlos und unreflektiert halten, während wenige Kilometer entfernt dringend helfende Hände gebraucht werden, wo Menschen auf der Straße schlafen nachdem sie über ihre eigenen Grenzen gegangen sind um über Ländergrenzen zu kommen. Da ärgern mich Menschen, die sich aufregen über Wichtigtuer und schlechte Organisation der Hilfsorganisationen, aber selber nichts tun, als ihr Ego zu streicheln. Was ich sehe, sind die Gemeinsamkeiten all derer, die ich hier nicht aufzähle, aber ich zähle sie durchwegs zu meinen Lieblingsmenschen und das ärgert mich wohl am meisten. Sie sind alle weiße, heterosexuelle Männer mit deutscher Muttersprache, die viel kiffen oder saufen und für ihre Behausungen sehr wenig bezahlen, weil ihre Eltern oder Großeltern dafür aufgekommen sind.
Auf der anderen Seite stehen größtenteils arbeitende und studierende Frauen, die ihre Freizeit noch nutzen um Sachspenden zu sammeln, zu sortieren, oder sonst irgendwie in den Notschlafstellen und Anlaufzentren zu helfen. Frauen, die sich dann aber von Männern die Welt erklären lassen müssen, die von Männern Komplimente auf ihre weiblichen Reize bekommen, die ständig irgendeiner mehr oder weniger subtilen aber durchwegs lästigen Form von Sexismus ausgesetzt sind. Es ärgert mich, wenn ich neue interessante Bekanntschaften machen könnte und dann aber in erster Linie als Frau gesehen werde und als potentielle Partnerin, wenn ich Komplimente und Geschenke bekomme ohne dass man mich kennt, sondern nur weil ich eine hübsche junge Frau bin, Dinge für die ich nichts kann und auf die ich nicht stolz bin, für die ich auch weniger ernst genommen dafür mehr verniedlicht und verhätschelt werde. Wenn mann meine weibliche Gegenwart genießt, ist doch egal wer ich bin, Hauptsache Frau. Und das von allen Seiten, in den Flüchtlingsunterkünften wie bei den kiffenden Männern zuhause, von denen ich mir dann sagen lassen muss: Sexismus ist nicht das einzige Problem, Daisee.
Danke, dass du mir die Welt erklärst. Aber wenn sich ein weißes und ein schwarzes Gorillamännchen streiten und dabei Argumente fallen wie "Du ärgerst dich in Wirklichkeit doch nur darüber, dass deine Tochter/Frau/Schwester/Mutter auf schwarze Schwänze steht", dann ist das nicht nur rassistisch, sondern rassistischer Balzkampf und nicht nur das, es ist sexistisches, rassistisches Männlichkeitstheater, in dem mann sich misst an der Unterwürfigkeit der jeweiligen Bezugsfrau. Daher, wenn ihr euch schon auf dem Rücken von "euren" Frauen streiten wollt: Bringt euch doch gegenseitig um, es ist mir scheißegal.
Jammert über die von tausenden Jahren männlicher Herrschaft zerstörte Welt und über die Mütter und Frauen, die euch nicht mehr von ihren Brüsten füttern wollen. Schreit euch aus, reagiert euch ab, raucht euch ein, betrinkt euch bis ihr über einer noch halbvollen Bierflasche darüber einschläft. Verspielt euer Geld und eure Tage, einen nach dem anderen. Und habt Mitleid mit euch selbst, wenn ihr dann meint, dass diese Welt ja nüchtern nicht zu ertragen sei.
Eh. Die Welt ist schlecht. Ich weiß es. Niemand redet mehr über irgendwas Belangloses aber Schönes, keiner erzählt mehr romantische Geschichten über menschlichen Alltag. Nein, egal wo ich hingehe, man spricht darüber, wie die Welt noch zu retten ist, über ethisch korrektes Handeln und vertretbaren Konsum, über ökologische Fußabdrücke und Hilfsaktionen. Die Welt geht konstant zugrunde, aber jeder weiß es; die Weltrettung ist in aller Munde. Außer in deren, die noch über das Zugrundegehen reden, die zynisch auf das Ende warten und sich währenddessen selbst bemitleiden, weil sie trotz all ihrem Verzicht noch immer nicht den Respekt von Superhelden bekommen. Die armen privilegierten Männer, die ihre Chancen unter einem Haufen Ausreden und Rechtfertigungen begraben haben.
"Ja... man könnt immer mehr machen." Diesen Satz hab ich auch schon von jedem von ihnen gehört.
Vielleicht leb ich auch in einer Blase und es wird Zeit, dass ich andere Menschen kennenlerne als asketische Hippiemänner und humanitäre Yuppiefrauen. Ist ja nicht normal sowas. Öfter in die Lugner City gehen, brauch eh ein paar neue Jogginghosen. Aber ich kann ja auch nicht mehr bei H&M einkaufen; weil wer musste denn dafür schon wieder sterben. Weil ich selber aber auch lieber Zeit als Luxus habe, bin ich leider genauso knapp bei Kasse und kann mir nix gescheiteres leisten als ausbeuterische Textilriesen oder Secondhand-Sachen von anderen ausbeuterischen Textilriesen. Muss ich öfters Wäsche waschen. Wieder unnötiger Energieaufwand. Ach weckt mich doch, wenn's wieder Frühling wird.

Mittwoch, 4. November 2015

dieses Jahr gelernt

Broken heart no.1:
Lass dich von niemandem aus deinem Lebensstil retten. Opfere deine Leidenschaften nicht deiner sozialen Absicherung. Baue keine Mauern um dich vor emotionalen Scheiß zu schützen. Steh zu deinem emotionalen Scheiß. Rede mehr und vor allem früher anstatt zu schreiben.

Broken heart no.2:
Mach dich nicht abhängig, mach nicht andere Menschen zu deinen Psychologen. Mach nicht andere Menschen zu deinen Vorbildern. Rede nicht nur davon, was du aus dir machen willst, sondern mach es. Liebe dich selbst, hör auf deine Freund_innen. Rede mehr und vor allem früher anstatt zu schreiben.

Broken heart no.3:
Sei offen mit deinen Gefühlen, bevor du größeren Schaden anrichtest. Versuch niemanden aus seinem Lebensstil zu retten. Lauf nicht davon, emotionale Ausbrüche mögen Dummheiten ausstoßen, sind aber als Kräfte menschlicher Leidenschaft und Eigensinns bewundernswert und verdienen Respekt. Rohe Diamanten sind schön wie sie sind und in einer so durchnormierten Welt sehr selten. Suche und jage deinen inneren Faschismus in deinem alltäglichen Urteilen. Rede mehr und vor allem früher anstatt zu schreiben.

Montag, 2. November 2015

kündigen

Ich war mal Nachhilfelehrerin und hatte einen Job, weil das Bildungssystem nicht für alle taugt. Damit hab ich mein Geld verdient: mit Falten ausbügeln die aber konstant instutionalisiert weiterproduziert werden. Dabei sollte man in der Schule doch gar nix ausbügeln sondern entfalten lassen. Und überhaupt, als Kind, das selber fast nie Hausübungen gemacht hat und im Unterricht oft nur gezeichnet oder ihn gleich geschwänzt hat, fand ich es auch schwierig den Kiddies zu erklären, dass sie nicht in meiner Stunde Comics zeichnen oder Raptexte schreiben sondern Hausübung machen und für die Schularbeit lernen sollen. Wen interessiert das? Die braven Kinder haben mich immer am meisten geärgert, die eigensinnigen Gfraster waren mir immer die liebsten. Weil ich die Gfraster mag, hab ich aufgehört Nachhilfe zu geben.

Jetzt arbeite ich in einem Flüchtlingsheim, hab also einen Job und kann meine Miete zahlen, weil anderswo Kriege herrschen.
Eine Freundin hat einen Job, weil Tiere gequält und als Produkte gehandelt werden. Ein anderer Freund hat einen Job, weil Menschen ausgebeutet werden oder weil fairer Handel und nachhaltige Produktion eine Besonderheit ist und eine neue Produktlinie für eine alternative Zielgruppe liefert. Eine weitere Freundin hat einen Job weil Menschen ihre Wohnungen verlieren und mit ihren Familien nicht wissen wohin. Usw.
Wir wären doch eigentlich gerne arbeitslos. Wir würden so gerne mal fertig werden mit unserer Arbeit; wir könnten in Frieden arbeitslos sein und uns schöneren Dingen widmen. Aber wir sind so part of the plan geworden, dass wir immer gut mit Arbeit versorgt sind. Man verlässt sich auf uns. Andere Leute verdienen Geld damit Löcher zu reißen, die wir wieder stopfen. Löcher reißen, stopfen, Löcher reißen, stopfen. Wieso hat alles ein Verfallsdatum, geplante Obsoleszenz, weniger reparieren, mehr neu kaufen, wegwerfen, neu kaufen, wegwerfen, neukaufen; aber das was wirklich hinkt wird nicht ersetzt sondern genäht und repariert und geklebt, so oft es nur geht. Diese Institutionen und Organisationen für die wir da arbeiten sind Duct Tape für einen perversen Apparat, der uns als zwar ein bisschen kaputt aber immer noch bestes Modell präsentiert wird. Da sind diese Institutionen und Organisationen natürlich wichtig und notwendig. Wir sind wichtig und notwendig für diesen Scheiß. Sie verlassen sich auf uns, dass wir diese Gemäuer stützen anstatt zu stürzen.
In diesem Apparat hat alles seinen Platz. Wenn du keinen hast, wird dir einer zugewiesen. Du bist niemals unzuordenbar. Wenn du es versuchst, gibt es Anstalten für dich, für schwer Erziehbare, psychisch Kranke, Wiedereingliederungs-Projekte, Sozialpädagogik.
Bist du Opfer oder Täter? Scheißegal, wir sind immer beides. Wir sind Kindersoldaten und ausgewachsene Faschistinnen. Du kannst dich nicht freikaufen. Du kannst dich davonstehlen, aber das ist unsolidarisch. Bist du ein einsamer Planet. Dann lebst du im Wald aber der Wald wird dennoch zerstört werden, ohne dass du etwas dagegen tust. Musst das System von innen verändern, mitspielen, pragmatisch sein. Erlaubst dir wieder Junk zu kaufen, weil du eh deine einwandfreie Menschlichkeit durch ein paar Spenden bewiesen hast. Du kannst dich nicht freikaufen. Das befreit dich nicht von den Schulden, die du dann weiter begehst.

Ich soll nicht urteilen. Ich möchte niemanden stören und in den Weltschmerz drängen, niemanden die Augenlider abschneiden, niemanden aus dem Schlaf der Selbstgerechten reißen. Ich möchte nicht moralisierend wirken und von Schuld oder Gerechtigkeit reden. Ich glaube nicht an Schuld oder Gerechtigkeit.
Aber ich glaube an Zeit und Veränderung und Widerspruch.
Ich glaube an Menschen, ihre Fehler und ihren Eigensinn.
und an die Natur. und an die Liebe. sowie auch an den Hass und die Aggression und an die Freiheit.

...

ich geh Tschick kaufen.

Montag, 26. Oktober 2015

Was ich noch lernen muss

Akzeptanz, Toleranz, Respekt
ist nicht immer einfach
wenn man Menschen leiden sieht
die faul sind
sich von ihrem Leid zu befreien
mit legitimen Mitteln
oder Mitteln, die legitimierbar sein könnten
wenn genügend Leute mitmachen.
Hier bin ich wieder im Kreis gelaufen.

A] Sak ist im Grunde privilegiert. Er ist männlich, weiß, heterosexuell, mitteleuropäisch, Staatsbürger in dem Land wo er wohnt, hat Matura, ist vielseitig begabt und gesund. Er lebt in einem Häuschen im Besitz seiner Familie. Er wird in keiner Weise diskriminiert aufgrund von Dingen, für die er nichts kann. Sak hassliebt die Gesellschaft, sie ist krank und er will sich nicht anpassen. Es ist ein enger verschlungener Weg durchs Leben, wenn man sich mit Dingen, die man nicht vertreten kann, nicht arrangieren will oder kann. So sucht er immer nach Alternativen, Kompromisse sind nicht so sein Ding. Er lässt sich nicht unterkriegen und macht was er will. Sein Eigensinn ist bemerkens- und bewundernswert; ich liebe Sak und ich würde nicht wollen, dass er sich irgendwie ändert. Damit er sein Leben so leben kann, wie er will, ist er aber auf die staatliche Unterstützung und gelegentlich auf Hilfe von Freund_innen und Familie angewiesen, die kompromissbereiter sind und nicht immer nur das tun (können?), was sie wollen.

B] Res ist ebenso privilegiert. Männlich, weiß, heterosexuell, mitteleuropäisch, Staatsbürger im Wohnland, bürgerlicher Hintergrund, lebt in einer Wohnung aus Familienbesitz. Er ist nicht ganz gesund, das gibt ihm oft eine Ausrede (Sowas darf ich nicht sagen!), warum er Dinge, die er tun sollte, nicht tut. Wenn ihm seine Krankheit nicht im Weg steht, findet er idealistische Gründe, irgendwo nicht mitzuspielen. Jedoch bezieht er sich dabei nicht offen auf persönliche Ideale wie Sak, sondern auf Geschriebenes, wie die Wissenschaft oder das Gesetz. Er beklagt sich nicht oft, er lässt sich sein Leiden nicht anmerken. Er ist auch viel kompromissbereiter, aber er eckt viel an. Auch er kommt klar, weil er auf die Unterstützung seiner Familie zählen kann.

C] Ems ist ebenso privilegiert. Die Unterstützung von seiner Familie ist ihm zwar nicht mehr so sicher, auch mit seinen Freunden ist das Vertrauen etwas gebrochen. Er arbeitet viel, er lässt sich ausbeuten. Er beklagt sich nicht offen, er steht nicht auf und fordert seine Rechte ein.

Sonntag, 19. April 2015

felt like home

being accepted for being human for being woman for being sick and tired for being depressed and angry
being accepted for feeling caged and unloved
being accepted for dealing with my suppressed feelings on my own
not feeling loved. i can do what i want, i can come and go as i please, drunk and broken, hysterical, crying, trying to break that wall
he'd still accept me.
he'd forgive and forget, he'd still accept me. make me breakfast, buy me drinks, give me drugs and chocolate.
wth.

he used to watch me spread my wings and dance, grab what is offered, the world is my oyster. he used to watch me as i was always flying alone and as i was laughing with my mates. he watched me with subtle interest, as a free bird. visited my home, looked at the books i was reading, fascinated by that artsy room, built and damaged by reckless creation.
then
called me every day
payed for dinner
payed for lunch
made me breakfast
bought me drinks
payed for concerts
all i had to do is join
.
not the love i wanted.

fold my wings, shut up, be afraid to lose to annoy to behave inappropriately to bore to stress to err.
be thankful. deal with myself on my own.
not the love i wanted.
magnanimously cared about my daily needs
gave me a toothbrush
shared his food
washed my laundry
gave me a home
didn't ask for anything in return
. not the love i wanted.
ignored my caged soul, left it without interest, left it empty and uninteresting
tried to fill it with things of his interest. hidden soul wouldn't eat.

he'd accept me for being there

he'd even accept me for living
he'd even accept me refolding my wings and fly

he still accepts me for being there broke and miserable weak and weary smoking too much drinking every day

and i spread my wings and fly
he could have trusted me that i always come back again but he didn't
and i finally left home for good

Montag, 29. Dezember 2014

Was ich will

beginn einer reihe von zielformulierungen

ich will wieder Kind sein. Kind sein heißt lernen ein Mensch zu werden. Mensch zu werden heißt Kind sein.
Wer jetzt sagt, dass wir doch bereits Menschen sind und Kinder mal waren, muss mir bitte beantworten, was ich mit dieser Weisheit denn anfangen soll.

Zu welchem Zustand will ich also wieder zurück?
Zum Nichtwissen, zur Willkür, zu Irrtum und Neugierde, zum naiven Spiel. Ich will nach allen Seiten wachsen und mich ausbreiten, mich in die Welt ausdrücken.
Wegvon Altklugheit, fixen Ideen, Bestätigung und Gewohnheit, weg vom Zwang. Ich will aber dem faulen Morast trotzen, nicht entfliehen.

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Zuletzt aktualisiert: 1. Jun, 21:09

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